Die depressive Stimmung zeigt sich unter anderem in verlangsamter Sprechweise, im Gedankenkreisen, im Gefühl der totalen Überforderung mit den Ansprüchen des Alltags. Eine grosse Schwere macht sich bemerkbar, Schuld- und Versagensgefühle belasten. Eine depressive Stimmung kann einen Menschen so stark in Beschlag nehmen, dass er unfähig ist, sich für irgendetwas zu entscheiden. Eine Depression verursacht eine starke innere Leere, Antriebs- und Gefühllosigkeit. Typisch sind auch grosse Schwankungen zwischen unerträglichen seelischen Qualen und der Hoffnung, dass man doch wieder aus diesem Zustand herauskommt.
Wie begegnet uns ein depressiver Mensch?
Diese allseitige Schwere, dieses Schleppende und Kreisende kann als Atmosphäre auch uns selber am Telefon beeinflussen. Es ist äusserst wichtig, dass man als Gegenüber ganz bei sich selber ist. Man muss in der eigenen Balance bleiben. Die niedergedrückte Stimmung des depressiven Mitmenschen kann dazu verleiten, dass man einseitig Ratschläge erteilt und Lösungsvorschläge unterbreitet; damit überfordert man Depressive aber meist total. Oft hat das damit zu tun, dass wir unbewusst die Ohnmacht des depressiven Mitmenschen nicht mehr aushalten können.
Der depressive Mensch möchte angenommen werden in seiner schwierigen Lebenslage, die oft schon länger dauert. Er möchte vor allem Verständnis, dass er z. B. den Alltag nicht mehr in Angriff nehmen kann, auch wenn er es noch gerne wollte; er wünscht sich Akzeptanz, dass seine Lebensenergie auf ein Minimum hinunter gefahren ist und dass ihn schon einfachste Tätigkeiten wie Lesen überfordern.
Was braucht ein depressiver Mensch?
Als Gegenüber zeigen wir für den depressiven Menschen Verständnis, dass er zurzeit für Vieles keine Kraft hat. Wichtig ist, ihm im Hier und Jetzt Halt zu geben, Sicherheit und Verlässlichkeit anzubieten. Manchmal braucht eine depressive Person einfach ein Gegenüber, das mit ihr zusammen aushält, dass zurzeit alles im Dunkeln ist. Manchmal sind wir Hoffnungsträger, wenn selbst keine Hoffnung mehr da ist. Wir können mit ihm kleine konkrete Schritte im Alltag planen oder ausführen, dies alles in kleinen Portionen, damit man ihn nicht überfordert. Man darf sich aber nicht sogleich enttäuscht zurückziehen, wenn das Angebot das erste Mal abgelehnt wird. Je nach Lebenssituation kann es sinnvoll sein, mit dem betreffenden Menschen z.B. zu kochen. Oft vergessen depressive Menschen auch zu essen und zu trinken, was sie noch mehr schwächt.