Interview mit Muriel

In welcher Phase deines Lebens hast du mit ehrenamtlicher Tätigkeit begonnen?
In meinem Berufsleben mittlerweile gefestigt, wurde mein seit Jahren bestehender Wunsch nach einer zusätzlichen Tätigkeit im menschlichen Bereich immer stärker. Der Zeitpunkt für die Umsetzung war gut und da ich schon vorher eine Ausbildung bei der Dargebotenen Hand beginnen wollte, diese aber aus beruflichen Gründen absagen musste, griff ich bei der sich jetzt bietenden Gelegenheit zu.

Was motiviert dich, unentgeltlich für Tel 143 tätig zu sein?
Praktische Hilfe und Unterstützung anzubieten. Der Wunsch, etwas für die Gemeinschaft zu tun, das nicht auf materiellen Gütern (wie z.B. Geldspenden) basiert. Bei meiner Tätigkeit kann ich gezielt Hilfe anbieten resp. helfen, im Gegensatz zu Geldspenden, von denen man oft nicht genau weiss, wie sie eingesetzt werden.

Was ist für Dich der Unterschied zur (Berufs-) Arbeit? Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen ehrenamtlicher und bezahlter (Berufs-)Arbeit?
Grundsätzlich gibt es eigentlich keine Unterschiede. Eine unbezahlte Arbeit soll genau gleich gewissenhaft ausgeführt werden, wie die Geld einbringende. Der einzige Unterschied zu dem Beruf im Alltagsleben ist, dass ich meine Dienste weitgehend selber aussuchen kann. Dass ich nicht dafür bezahlt werde ist eine Ansichtssache. Wer hier nur an Geld denkt, hat aber Recht… Gemeinsamkeiten gibt es keine offensichtlichen. Die Ausbildung, welche mir die Dargebotene Hand bietet, nützt mir aber ebenfalls im Beruf. Sei es nun ein erweitertes Allgemeinwissen, das bessere Verstehen von Verhaltensmustern oder die Gesprächstechnik. 

Welches sind die positiven Erfahrungen der ehrenamtlichen Tätigkeit?
Die Arbeit ist manchmal wie ein Blick in eine andere Welt. Die Gespräche 

Die Gespräche regen oft zu übergreifenden Gedankengängen an. Ich habe gelernt, besser mit Hilflosigkeit umzugehen und mich selber auch zu schützen, da wo es notwendig ist. 

Gibt es allenfalls auch kritische Erfahrungen?
Schwierige Gespräche sind oft energieraubend. Ich muss aufpassen, dass ich meine Mitte behalte und mich nicht verausgabe. Es ist nicht immer einfach, neutral zu bleiben. Das ist eine Herausforderung für sich.

Hast du Empfehlungen für Menschen, die sich unentgeltlich für eine Organisation einsetzen möchten?
Eine Empfehlung ist es nicht, sondern eher die aus meiner Sicht notwendige Basis: Voraussetzung ist eine gewisse Selbstlosigkeit, wenn man eine freiwillige Tätigkeit ausüben will. Das Wort freiwillig beinhaltet dies für mich. Das heisst aber nicht, sich zu verlieren, negieren oder sich selber völlig aufzugeben. Man muss sich bewusst machen, dass die Freiwilligentätigkeit nicht eine verlangende, sondern eine gebende Arbeit ist. Zugleich gehört dazu, dass Veränderungen im eigenen Leben ebenfalls möglich sind. Eine Freiwilligentätigkeit soll man sich sehr gut überlegen und nicht auf "Lorbeeren" oder überschwängliche Anerkennung hoffen.

Hat dein Umfeld Kenntnis von deiner Tätigkeit?
Ja und Nein. Das familiäre Umfeld ist zum Teil darüber informiert, so z.B. Eltern, Partner etc.

Wie sind die Reaktionen?
Die Reaktionen waren unterschiedlich. Von Unverständnis bis Zustimmung war alles dabei. Am meisten bekam ich zu hören: was du?