Interview mit Sasa

In welcher Phase Deines Lebens hast du mit ehrenamtlicher Tätigkeit begonnen?
Ich habe mit 29 Jahren mit freiwilliger Arbeit begonnen. Und dann wieder ab 50.

Gab es oder gibt es verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten im Verlauf deines Lebens?
Ja, drei Jahre Entwicklungshilfe in Papua Neu Guinea. Durch die Gründung der eigenen Familie und die Kinder habe ich die ehrenamtliche Arbeit dann zurückgestellt, weil ich daneben auch noch berufstätig war. Ab 50 hatte ich erwachsene Kinder und war vor allem im eigenen Geschäft tätig. Das verschaffte mir Freiraum, mich wieder ehrenamtlich zu engagieren.

Was motiviert Dich, unentgeltlich für Die Dargebotene Hand tätig zu sein?
Die verschiedenen Dienstzeiten machen es möglich, dass ich verschiedene Teile meines Lebens koordinieren kann. Da der Einsatz auch jeweils nur einige Stunden umfasst, kann ich es sehr gut aneinander vorbeibringen und habe doch eine andere Erfahrung als einzig die Berufstätigkeit oder die private Welt der Familie.

Was sind die Unterschiede für dich zur bezahlten (Berufs-) Arbeit? Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen ehrenamtlicher und bezahlter (Berufs-)Arbeit/?
Bei ehrenamtlicher Tätigkeit kann ich mich auch einmal mit wenigen Stunden engagieren. Dies wäre bei der bezahlten oder bei einer Berufstätigkeit kaum so möglich. Ich schätze es auch sehr, dass ich mir selber die Zeit einteilen kann. 

Welches sind die positiven Erfahrungen der ehrenamtlichen Tätigkeit?
Viele gute Leute, die ich kennen lerne und mit denen ich mich immer auf den Austausch freue. Eine interessante und sehr wertvolle Arbeit, die ich leisten kann und die mich selber auch befriedigt und interessiert. Ich habe bei der Dargebotenen Hand eine gute Grundausbildung erhalten und da-

nach immer wieder Weiterbildungen genossen. Und die Arbeit hier gibt mir den Anstoss, mich weiter zu bilden, auch selber zu wachsen. Ich schätze besonders, dass wir die Hilfe anonym geben können. Gerade im Chat-Dienst erlebe ich oft Menschen, die sich sogar scheuen würden, telefonisch Hilfe zu suchen, und hier erfahre ich, welche Themen diese Menschen bewegen. Die Anonymität ermöglicht, rasch zum Thema zu kommen, z.B. Inzest, Gewalt und andere schwere Erfahrungen. Die Menschen haben den Schutzmantel der Anonymität. Ich bin immer wieder berührt, wie rasch man wichtige Fragen stellen kann und wie beide Seiten geschützt sind. Dies gibt eine Tiefe des Gesprächs, die ich sehr schätze. Auch den internationalen und nationalen Austausch mit Menschen, die sich in der Telefonseelsorge engagieren, finde ich sehr interessant.

Hast du Empfehlungen für Menschen, die sich unentgeltlich für eine Organisation einsetzen möchten?
Man muss verschwiegen sein können und sich selber möglichst gut kennen. Es braucht auch eine Bescheidenheit und eine innere Grösse, damit zu leben, dass man sein Engagement nicht offen legen kann.

Gab oder gibt es Vorbilder für dich im Bereich der ehren- amtlichen Tätigkeit?
Da habe ich lange überlegt – und dann sind mir meine Kolleginnen und Kollegen bei der Dargebotenen Hand in den Sinn gekommen: Die machen es alle auf ihre Weise – und immer ist es stimmig. Die grosse Vielfalt der hier engagierten Menschen beeindruckt mich immer wieder.

Hat dein Umfeld Kenntnis von deiner Tätigkeit?
Nur mein aller engstes Umfeld und Menschen, denen ich voll vertrauen kann, wissen es: Mein Ehepartner, meine Kinder und einige wenige sehr gute Freundinnen und Freunde.

Wie sind die Reaktionen?
Völlige Unterstützung und dass sie absolut verschwiegen sind. Bei Menschen, bei denen ich diese Sicherheit nicht habe, trage ich überhaupt nichts weiter.